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Hotel Wenzels Hof
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Zwethau
liegt vor den Toren Torgaus, jener Stadt im Norden Sachsens, die
über zahllose Ereignisse eng mit der Reformation verbunden
ist. Das allein wäre ein Grund, die Veranstaltungsscheune im
Hotel Wenzels Hof heute Luther-Scheune zu nennen. Legitimiert wird
diese Namenswahl durch die Geschichte, dass Luther 1532 in Zwethau
von einem Unwetter überrascht und in dieser Scheune fürstlich
bewirtet wurde.
Der Familie helfen: Seit wann Wenzels Hof bewirtschaftet wird, verschwimmt
im Dunkel der Geschichte. Im Jahre 1926 kaufte der alte Wenzel den
Bauernhof. "Das war der Großvater meines Mannes",
erläutert die Hotelchefin Ulrike Wenzel. Ihr Mann Heiko, der
1993 vom Agraringenieur an die Seite seiner Frau ins Gastgewerbe
wechselte, erzählt noch einige Details aus der Familiengeschichte:
"Mein Opa besaß zum Ende des Krieges keine 100 Hektar
mehr, sodass ihn die Bodenreform nicht traf. Aber Anfang der 1950-er
Jahre kam ein Gesetz, dass ihn zwang, sein Land dem Staat zu verpachten.
Die Familie verließ den Hof. 1990 bekam die Großmutter
alles zurück. Aber was damit anfangen?"
Heiko und Ulrike kehrten aus Leipzig an den Stammsitz der Familie
zurück und begannen mit äußerster Vorsicht ihr Hotelprojekt:
Erst mal ein paar Zimmer mit Frühstück, dann 15 Zimmer
mehr, dann doch eine richtige Gaststätte mit 40 Plätzen
und 40 Freisitzen und schließlich insgesamt 22 Zimmer, eine
Kutscherstube, ein Tagungsraum für rund 70 Teilnehmer, Sauna,
Veranstaltungsscheune. Großvaters Bauernhof öffnete 1994
als ein kuscheliges Landhotel, mit Blümchengardinen und bunt
gemusterter Bettwäsche, mit Ofenbank in der Bauernstube und
Biergarten zur Kirche hin. Wenn zum Fest in die Luther-Scheune geladen
wird, lassen Spielleute von sich hören - mit dem Wirt als Trommler.
"Das Geschäftskonzept, die Wirtschaftlichkeitsberechnungen
- alles haben wir selber gemacht", so Heiko Wenzel nicht ohne
Stolz. Und dennoch bekennt er: "Da sind wir natürlich
auch in ein paar Fallen getappt und mussten Lehrgeld bezahlen, genauer
gesagt: Mehrwertsteuerzahlungen, Gema-Gebühren und so weiter.
Dann ist noch der Tischler durchgebrannt, bei dem wir die Rechnung
für die Innenausbauten schon bezahlt hatten. Kurz nach der
Eröffnung waren wir zudem durch ein Dreiviertel Jahr Straßenbau
von der Außenwelt abgesperrt." Die letzte große
Prüfung war das Elbe-Hochwasser 2002. Zum Glück konnten
die Wenzels ab und zu ein Stückchen Land verkaufen und haben
beide noch Eltern, die kräftig mit anpacken. "Und das
ganze Dorf stand zu uns. Meine Volleyballmannschaft hat den Biergarten
gepflastert", erzählt er.
Jetzt ist der Betrieb aus dem Schneider und hat 15 Mitarbeiter,
die sich um das Wohl der Gäste kümmern. Wenzels sind sich
bewusst, dass sie als Seiteneinsteiger auch nach fast zwei Jahrzehnten
nicht alle Details der Branche beherrschen. "Deshalb achten
wir darauf, dass wir für Küche und Service nur Mitarbeiter
einstellen, die eine professionelle Ausbildung haben. Inzwischen
bildet unser Betrieb auch selber aus", sagt das Ehepaar.
Wer in Wenzels Hof logiert, ist bestens eingestimmt auf einen Besuch
in Torgau. Deshalb sind auch die drei Pauschalen, die das Hotel
anbietet, um diese Stadt gewoben. Die Offerte ist vor allem an den
Wochenenden bei Kulturtouristen gefragt. Unter der Woche sind die
meisten der Gäste in Wenzels Hof Geschäftsleute. Eine
kleine, aber ebenfalls treue Gruppe bilden Jäger, die in der
benachbarten Annaburger Heide auf die Pirsch gehen. Die Feste in
der mit Heizung und großem, dekorativem Kamin ausgerüsteten
Scheune sind meistens Familienfeiern. Hinzu kommen die 15 bis 20
mittelalterlichen Veranstaltungen, die Wenzels auf ihren Eventkalender
schreiben.
Leidenschaft steckt an: Trotz alledem hat das Ehepaar es sich nie
nehmen lassen, all die Jahre mit ihren zwei Kindern in den Urlaub
fahren. "Wir haben unsere Kinder nicht ständig betreut,
aber wir waren immer für sie da, immer ansprechbar. Neben den
vielen Nachteilen ist das ein Vorteil des Familienbetriebes",
so die Wirtin. Dass die Tochter in Berlin Hotelfachfrau gelernt
hat, derzeit in der Schweiz studiert und das Haus wahrscheinlich
mal übernimmt, lässt zumindest vermuten, dass die Leidenschaft
der Eltern ansteckend ist. Marlis Heinz
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Ulrike
und Heiko Wenzel
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